Wirbel um Berliner Lehrer PDF Drucken E-Mail
Dienstag, den 18. Januar 2011 um 14:04 Uhr

Jetzt steht Frau Sarrazin im Brennpunkt

VON EVA QUADBECK - zuletzt aktualisiert: 18.01.2011 - 11:56

(RP) Der Name Sarrazin ist wieder in den Schlagzeilen. Jetzt geht es um Ursula Sarrazin aus, Lehrerin und Frau des Provokateurs Thilo Sarrazin. Die Kinder wissen heute weniger als vor 20 Jahren, sagt sie. Dabei steht die Pädagogin selbst in der Kritik. Sie soll Kinder zu streng erziehen, schnell die Beherrschung verlieren und ausländische Kinder unangemessen behandeln. Andere glauben, Ursula Sarrazin werde aus Wut über ihren Mann gemobbt.

Ursula Sarrazin unterrichtet an der Reinhold-Otto-Grundschule in Berlin. Foto: ddp-Archiv

Die Grundschullehrerin Ursula Sarrazin sieht sich als Opfer einer Mobbing-Kampagne. Sie sorgt in Berlin zurzeit für ähnlich viel Aufregung wie früher ihr Mann Thilo Sarrazin als SPD-Finanzsenator, Bundesbanker und zuletzt als Autor des Buchs "Deutschland schafft sich ab", in dem er vor Überfremdung und Verdummung der Gesellschaft warnt.

Der 59-Jährigen wird ein autoritärer Unterrichtsstil vorgeworfen. Sie verliere schnell die Beherrschung, heißt es. Die Eltern eines deutsch-japanischen Jungen beklagten, ihr Sohn sei von Sarrazin als "Suzuki" bezeichnet worden. In einer Sonderkonferenz soll nun der "Schulfrieden" (Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner, SPD) wiederhergestellt werden. Die gescholtene Lehrerin verteidigt ihren Unterricht als angemessen autoritär und sieht sich an Stelle ihres Mannes gemobbt. Sie sagt: "Ich bin konsequent. So sehen mich auch viele Schüler."

Bei den Schülern von heute stellt Ursula Sarrazin Defizite fest. Sie hätten ein geringeres Wissen als vor 20 Jahren. Das Ehepaar ist sich einig. Thilo Sarrazin schreibt in seinem umstrittenen Buch: "Wenn der heutige Hauptschulabschluss nach zehnjähriger Schullaufbahn jenes Niveau an Leseverständnis und Grundschulmathematik sicherstellen würde, das man 1955 in einer 50-köpfigen Klasse mit Abschluss des vierten Schuljahres erwerben konnte, dann wäre man heute bildungspolitisch und in Bezug auf die Qualifikation für den Arbeitsmarkt wesentlich weiter." Ursula Sarrazin kritisiert zudem, die Schulbücher seien heute generell anspruchsloser. "Heute heißen Lesebücher ,Konfetti' und suggerieren einen lustigen Spaß."

Mit den von Ursula Sarrazin kritisierten Spaß-Lesebüchern lernen die Grundschüler hierzulande nach Expertenmeinung allerdings sehr erfolgreich. Bei den Schulstudien Iglu, die 2001 und 2006 die Lesefähigkeiten der Kinder testeten, schnitten die deutschen Grundschüler im internationalen Vergleich sehr gut ab. Sie landeten im oberen Drittel.

Wie auch bei den Pisa-Studien zählten die asiatischen Länder zu den Siegern. "Im rein europäischen Vergleich ist Deutschland spitze", sagt Tobias Stubbe, Mit-Autor der Iglu-Studie. Die Studie soll in diesem Jahr erneut erhoben werden. Davor muss den Pädagogen nicht bange sein: Erstmals wird sich dabei auswirken, dass mittlerweile bereits in den Kindergärten bei den Vierjährigen Sprachstandserhebungen gemacht werden. Im Bedarfsfall werden die Kinder schon vor der Schule gefördert.

 

Quelle:RP ONLINE

Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 18. Januar 2011 um 14:08 Uhr
 

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