Unruhen in arabischer Welt PDF Drucken E-Mail
Montag, den 31. Januar 2011 um 15:04 Uhr

Assad erklärt Syrien für "stabil"

Syriens Präsident Baschar al-Assad: "Neue Ära"

Damaskus/Beirut - Eine Revolution in Tunesien, gewalttätige Unruhen in Ägypten, Proteste in Algerien und Jordanien: Schockwellen erschüttern die arabische Welt, und längst wird darüber spekuliert, wann die Unruhen auch Libyen und Syrien erreichen.

In einem Interview mit dem "Wall Street Journal" präsentierte sich Syriens Machthaber Baschar al-Assad jetzt als Reformer. Die politischen Führer in der arabischen Welt müssten mehr tun, um den politischen und wirtschaftlichen Bedürfnissen ihrer Völker gerecht zu werden, sagte Assad. "Wenn man die Notwendigkeit von Reformen vor den Ereignissen in Ägypten und Tunesien nicht erkannt hat, ist es zu spät dafür", sagte Assad.

 

Die Massenproteste in den beiden Ländern hätten eine neue Ära in der arabischen Welt eingeläutet, sagte Assad. Noch sei aber nicht klar, wohin sie führe. Die Lage sei noch sehr unübersichtlich. Es sei die Frage, ob die neue Ära zu "mehr Chaos oder zu mehr Institutionalisierung" führe.

Assad sieht allerdings keine Parallelen zwischen der Situation in seinem eigenen Land und den Ereignissen in Tunesien und Ägypten: "Wir sind keine Tunesier und keine Ägypter", sagte Assad. Sein Land sei nicht anfällig für derartige Unruhen. Syrien sei "stabil", obwohl das Land schwierigere Ausgangsbedingungen habe als etwa Ägypten, sagte Assad - so sei Ägypten von den USA finanziell unterstützt worden, Syrien sei dagegen von einem weitreichenden Embargo vieler Länder betroffen.

Syrien steuert von Plan- auf Marktwirtschaft um

Der syrische Präsident deutete zudem an, dass er nicht viel von schnellen Reformen hält. Man müsse sich bewegen, sagte Assad, aber gehe es nicht um die Frage der Geschwindigkeit. In seinem Land sei es zunächst wichtig, den Aufbau von Institutionen zu fördern. Demokratie und Teilhabe seien auch eine Frage von Institutionen, so Assad. Der syrische Präsident verwies in diesem Zusammenhang auf Nichtregierungsorganisationen. "Wir haben weniger als 2000 Nichtregierungsorganisationen in Syrien", er wolle dafür sorgen, dass sich die Zahl erhöhe, etwa durch einen Abbau bürokratischer Anfordeungen.

In ökonomischen Fragen hat Assad sofort nach seiner Machtübernahme im Jahr 2000 ein ambitioniertes Programm für Wirtschaftsreformen angeschoben. Assad, selbst in London ausgebildet, ließ sich dabei von westlich Experten beraten. Ziel des Programms war und ist, Syriens Wirtschaft nach über 40 Jahren sozialistischer Planwirtschaft zur Marktwirtschaft umzustrukturieren.

QUELLE: SPIEGEL

Zuletzt aktualisiert am Freitag, den 04. Februar 2011 um 17:11 Uhr
 

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